Redebeitrag YaBasta Rhein-Main

Wir sind hier heute genau am richtigen Ort, bzw. auf dem genau richtigen Weg.

Die Corona-Pandemie hat von Beginn an in all ihren Dimensionen erneut gezeigt welche gesellschaftlichen Ungleichheiten hier in Deutschland aber auch auf globaler Ebene existieren.

Denn Corona hat eben nicht alle gleich getroffen. Weder die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, die Sterblichkeitsrate, die Schutzmöglichkeiten durch Impfungen, die psychosozialen Folgen, noch die ökonomischen Folgen sind gleich verteilt. Weder auf internationaler Ebene zwischen dem globalen Süden und Norden, noch innerhalb von Europa oder innerhalb des reichen Deutschland.

Corona zeigt, wie viele andere existenzielle Herausforderungen, z.B. die Klimakrise, der Kampf gegen den Hunger und andere Krankheiten, der Kampf für die Erhaltung von Natur und Umwelt, usw., daß ein wirtschaftliches und soziales System, das die Umsetzung der grundlegenden Bedürfnisse und Rechte in die Hände derer legt, die eine Profitmaximierung anstreben, niemals in unserem Sinne sein kann.

Pharmakonzerne enteignen, Gewinne vergesellschaften, Impfpatente freigeben, anderen Ländern Impfstoffe zur Verfügung stellen, Gesundheitsversorgung entprivatisieren – das alles sind Forderungen, die dieses System in Frage stellen.

Sie sind die richtigen Forderungen und die einzigen, die wirklich dazu beitragen werden, dass alle mit den gleichen Chancen aus dieser Pandemie wieder herauskommen.

Dieses System ist nicht ein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems!

Und wenn sich wirklich etwas ändern soll für uns, dann muß es immer auch um dieses System als Ganzes gehen. Und natürlich kann das nur gelingen, wenn wir auch unsere Kämpfe, unsere kleinen und großen Aufbrüche und Mobilisierungen als Teil eines größeren Widerstandes sehen und immer wieder versuchen, an ähnliche Kämpfe in anderen Städten, Ländern und Kontinenten anzuknüpfen.

Und deshalb wollten wir euch von einer großartigen Herausforderung und Chance erzählen.

Die ZapatistInnen aus Mexiko, die sich am 1. Januar 1994 mit einem bewaffneten Aufstand unter der Parole ES REICHT – YA BASTA! erhoben haben, um gegen ihre Unterdrückung und für ihre materielle und kulturelle Freiheit zu kämpfen, haben weltweit für Aufsehen gesorgt.

Diesen Sommer nun wird eine Delegation der zapatistischen Befreiungsbewegung EZLN sich auf eine Weltreise begeben und auch Europa bereisen. Die Delegation besteht aus insgesamt etwa 160 Personen, die Mehrheit Frauen und andere Geschlechter. Sie werden in über 30 Ländern und Regionen, u.a. in Deutschland, das Europa von unten und links kennenlernen und uns in unseren Kämpfen unterstützen.

Eine erste Vorhut befindet sich seit dem 2. Mai auf See und wird zwischen Mitte und Ende Juni im galizischen Hafen Vigo anlegen.

Sie wenden sich an das Europa von unten und links, das andere Europa – an uns alle! Es geht darum, uns kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und unsere Kämpfe zu verbinden. Gemeinsam wollen wir diese Herausforderung, die bedeutet, uns gemeinsam zu stärken, annehmen.

In Europa organisieren sich seit Mitte Oktober letzten Jahres nun hunderte Gruppen miteinander, um die Reise der Delegation zu ermöglichen. Allein in Deutschland gibt es über 100 Kollektive und Organisationen – auch hier in Marburg und im Rhein Main Gebiet. Dieser Prozess ist wertvoll und von historischer Tragweite.

Ein Kerngedanke der ZapatistInnen ist der Satz „Fragend schreiten wir voran!“ Wir laden euch alle, ob Gruppen oder Einzelpersonen, im Namen der Regionalkoordination Rhein Main und auch der Marburger Koordination dazu ein, gemeinsam mit uns fragend voranzuschreiten und an den Vorbereitungen teilzunehmen. Lasst uns die zapatistische Delegation hier mit offenen Armen empfangen! Wenn ihr eure Kämpfe mit den ZapatistInnen teilen wollt, wenn ihr euch in den Prozess einbringen und die Organisation unterstützen wollt, dann lasst uns das gemeinsam tun: gegen Ausbeutung, Kapitalismus, Patriarchat und Rassismus. Für eine Welt der vielen Welten!

Hoch die internationale Solidarität!

Gruppe Ya Basta Rhein Main